Beim Üben des Tuishou, den fühlenden und klebenden Händen, dringen wir immer tiefer ins Spüren und Wahrnehmen des inneren Körpers und des Qi-Flusses ein, dem Ting Jin, 聽勁. Das Erkennen, wie die Energie richtig fließt wird Dong Jin, 懂勁 genannt.
Hierbei lernen wir die Taiji-Prinzipien zu erkennen und Yin und Yang zu unterscheiden. Wir dringen dabei immer tiefer ein in das harmonische und dynamische Gleichgewicht von leer und voll.
„Gewahrsein von Yin und Yang erkennt das Qi!“ Sifu Jürgen Meyer
Tuishou führt zur Lockerung des gesamten Körpers und verbindet Bewusstheit mit der richtigen entspannten Bewegung. Hierbei können sich innere Anspannung, Ängste und Stress immer mehr abbauen und wir kommen wieder ins Vertrauen zur inneren Einheit von Bewusstheit, Energie und Körper.
Das Partnertraining bildet eine gute Grundlage für die sehr alte und effektive Methode der Taiji-Selbstverteidigung und Taiji-Kampfkunst. Hierbei bilden das Spüren- und Lenken-Können des Qi in die verschiedenen Himmelsrichtungen einen sehr kreativen und intuitiven Prozess.
„Vorstellungskraft Yi und Bewusstheit führen das Qi – das Qi löst die Bewegungen und den Wechsel von Yin und Yang aus und schafft so durch die Jin-Kraft die Anwendung des Kung Fu.“ Sifu Jürgen Meyer
Der gesamte Körper ist von Bewusstheit, Qi und elastischer Jin-Kraft durchdrungen. So können durch die 13 Methoden des Taijiquan, den acht Handtechniken: Peng, Lü, Ji, An, Cai, Lie, Zhou und Kao und den fünf Schrittarten: Qianjing, Houtui, Zuogu, Youpan und Zhongding, die verschiedenen Energiequalitäten der einzelnen Kampfkunst-Anwendungen geübt und mit einem wahren Verständnis von Qi verbunden werden. Dies gelingt uns im Laufe vieler Jahre korrekten Trainings auf einem immer höheren Niveau.
Bei den Einhandkreis-Übungen des Wu-Stils lernen wir zunächst: fließenden Kontakt, Führen und Folgen von Yin und Yang, Wechsel und Harmonie von Yin und Yang, Gleichgewichtsverlagerung von Xubu und Gongbu, Taillendrehung, Aufrechter Rücken, Korrekte Bewegung der Wirbelsäule, Achtsamkeit, Leichtigkeit, entspannt sein und Lockerheit.
Darauf aufbauend werden die im Wu-Stil Taijiquan noch vollständig überlieferten 13 Zweihandkreis-Drehtechniken geübt, wobei jede einzelne wiederum verschiedene spezielle Anwendungsmöglichkeiten hat. Durch deren Kombination kann ein ganzes Netzwerk vielfältiger Schutzkreise erlernt und zusätzlich dann mit den Schritt-Techniken verknüpft werden. Erst wenn wir das Neutralisieren der Kraft des anderen durch die Drehung der Wirbelsäule und Gelenke durchdrungen haben, können wir damit beginnen frei und beliebig die einzelnen Schritte in Harmonie von Yin und Yang anzuwenden.
Durch stetiges üben mit einem Partner lernen wir jetzt die 5 verschiedenen Arten der Jin-Kraft: Hörende- (Tingjin), Verstehende- (Dongjin), Neutralisierende- (Huajin), Sammelnde- (Xujin) und Abgebende Jin-Kraft (Fajin). Diese können sich durch die Wirbelsäule und alle Gelenke frei und angemessen, langsam oder schnell entfalten.
Wir entdecken, wie das Chi in Wellen-und Spiralbewegungen im gesamten Körper fließt und sich im Raumgewahrsein fortsetzt. Die Jin-Kraft bildet die Grundlage der inneren Kampfkunst.
Der Wu-Stil ist folglich ein komplettes inneres Kung-Fu-System, das gleichzeitig der Gesundheitsförderung als auch der Kampfkunst dient. Durch das regelmäßige Üben der inneren Prinzipien entsteht in uns: Achtsamkeit, Ausgeglichenheit, Ruhe, Beweglichkeit, Ausdauer und Beharrlichkeit, friedvolle Haltung, freundliche Grundeinstellung, Vitalität und Sensibilität.
Quellen: Tai Chi Chuan Wu-Stil, Qi Gong, Meditation und die kosmische Lebensenergie Chi (Jürgen Meyer 2010), Taijiquan & Qigong (Jürgen Meyer,2016), Taiji-Qigong Wu-Stil (Jürgen Meyer, 2017) Tiefergehende Informationen und Literatur auf www.wu-taichi-saar.de.